„Keine Nacht für Niemand, keine Nacht für mich“ – Kraftklub-Konzertbericht

Im Februar war es endlich soweit: Die Band Kraftklub setzte ihre „Keine Nacht für Niemand“-Tour fort. Wie bereits im Herbst letzten Jahres wurden Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz angesteuert. Begleitet wurde Kraftklub, neben zahlreichen Crew-Mitgliedern, Ton- und Lichttechnikern, Fotografen, etc., von der Band Blond und Faber. Blond trat an sieben, Faber an elf Abenden als Supportact auf.

Ich nahm an dieser Tour zweimal Teil: am 16.03.18 in Düsseldorf, am 23.03.18 in Köln. Schon vorab verfolgte ich fleißig die Instagram-Stories von Kraftklub, in denen sie Einblicke in ihren Tour-Alltag und die Shows gaben. Damit stieg die Vorfreude auf die zwei bevorstehenden Konzerte von Tag zu Tag.

Am 16. März hatte das Warten ein Ende: das Konzert in Düsseldorf stand bevor. 30 Minuten vor Einlass traf ich an der Mitsubishi Electric Halle ein. Positiv war hier, dass es mehrere Eingänge gab, sodass Stau und Gedränge weitestgehend verhindert wurden und der Einlass schnell von statten ging. In der Konzerthalle angekommen, entschied ich mich bewusst für einen Sitzplatz (die Platzwahl war frei), da man das Konzert von dort aus in entspannter Atmosphäre verfolgen kann.

Vorband war an diesem Abend, wie eben schon erwähnt, Faber. Der Schweizer Singer-Songwriter und seine Band begeisterten mit ihrer Show das Publikum. Besonders auffällig: als Bühnenkulisse dienten vier Spiegel und ein Bandmitglied war ausgesprochen multitaskingfähig, denn er spielte Schlagzeug und gleichzeitig Posaune.

Anschließend eröffnete Kraftklub mit dem Song „Hallo Nacht“ das zweistündige Konzert, wobei ein Vorhang mit der Aufschrift „Keine Nacht für Niemand“ fiel. „Keine Nacht für Niemand“ beschreibt den Abend sehr gut: von Beginn an war die Stimmung ausgelassen, von Langeweile war keine Spur, die Fans sangen, sprangen, pogten und crowdsurften während des ganzen Konzertes.

Besondere Showeinlagen wurden natürlich auch geboten. Beim Lied „Sklave“ zog Sänger Felix sich ein Latex-Shirt über und wedelte mit einer Peitsche umher. Beim Song „Band mit dem K“ ertönten Orgel- und Glockengeräusche und Felix schritt im Priesterkostüm über die Bühne. Dies erinnerte leicht an die Kirche, kein Wunder, denn wie im Songtext zu hören ist, bezeichnet die Band ihre Konzerte als heilige Messen (natürlich nur Ironie).

Wie auch schon auf den letzten Touren durfte das Glücksrad nicht fehlen, auf dem sich drei Lieder („Irgendeine Nummer“, „Scheissindiedisko“ und ein Coversong), die es nicht in die Setlist geschafft haben, aber auch eine Niete (Zigarettenpause) befanden. Eine Person aus dem Publikum wurde ausgewählt, um am Glücksrad zu drehen, der Zeiger landete auf dem Coversong.

Gecovert wurde das Lied „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte, das sich gegen Neonazis richtet. Kraftklub positionierte sich an diesem Abend also klar gegen Rechtsextremismus. Felix sprach sich in seiner Ansage zu „Schüsse in die Luft“ außerdem klar gegen rechtsorientierte Parteien aus, was das Publikum mit „Nazis raus“-Rufen erwiderte.

Auch gegen Homophobie setzte Kraftklub zusammen mit Faber ein Statement. Die beiden Bands coverten zusammen „I don’t care, I love it“ von Icona Pop, bei dem sich zwei männliche Bandmitglieder von Faber lange küssten. „Liebe ist für alle da!“, rief daraufhin Felix.

Das Konzert endete traditionell mit „Songs für Liam“. Dabei wurde das Publikum wie üblich zum Singen und zum T-Shirt Schwingen aufgefordert, ehe es Konfetti regnete. Auch wenn dieser Song seit Jahren als Schlusslied dient, ist es trotzdem immer wieder etwas Besonderes.

Eine Woche später, am 23. März, sah ich meine Lieblingsband erneut live in Köln im Palladium. Da sich das Palladium nahe einer Straße befindet und es nur einen Eingang gab, war die Schlange sehr lang und der Einlass verlief nicht so zügig wie in Düsseldorf. In der Konzerthalle angekommen, wählte ich diesmal einen Stehplatz im Innenraum. Der Platz in der Menge bedeutete Enge und Geschubse, weswegen einige zur Seite hin auswichen, da sie damit überfordert waren. Das Gedränge machte mir persönlich nichts aus, denn dies ist ja auf Konzerten ganz normal.

Der Konzertverlauf entsprach fast dem von Düsseldorf. Nur kleine Änderungen waren zu erkennen, so fuhren die Jungs bspw. auf einem Wagen durch das Publikum und gingen von dort aus ihrem selbsterfundenen Sport, dem „Wett-Crowd-Surfen“, nach, bei dem sie ins Publikum sprangen und sich von diesem zurück zur Hauptbühne tragen ließen.

Viele fragen sich nun sicherlich „ist es nicht langweilig, sich zweimal die gleiche Band und Show anzusehen?“. Meine Antwort lautet: „nein“. Jede Show unterscheidet sich. Vielleicht nicht unbedingt von der Setlist her, aber von der Atmosphäre, dem Publikum, dem Platz, etc. Man erlebt trotz allem immer wieder Neues und das ist es, was mich an Kraftklub-Konzerten begeistert.

Nina Bohn