Rote Liste: Der Waldrapp geronticus eremita

Der Waldrapp – nun, vielleicht eins der nicht ganz so schönen Tiere. Aber trotzdem schützenswert. Er ist, oder besser war, nämlich eine der wenigen noch heimischen Arten aus der Familie der Ibisvögel. Im 17. Jahrhundert war der Waldrapp über das gesamte Südeuropa weit verbreitet, in Süd- und Mitteldeutschland genauso wie in Österreich. Heutzutage gehört er aber leider zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Der Grund dafür: Überjagung.

Mittlerweile bewohnt der Waldrapp nur noch einige wenige der südeuropäischen Länder wie z. B. Spanien, weiter verbreitet ist er jedoch in Nordafrika, besonders in Marokko. Auch der Nahe Osten wird vom Waldrapp bewohnt. Die meisten der Kolonien wurden allerdings künstlich angesiedelt. Auch in Deutschland gibt es einige Populationen, z. B. in Burghausen im Landkreis Altötting in der Nähe von München. Viele Auswilderungsprojekte wurden auch nur durch Zoos möglich, wie beispielsweise durch den Tierpark Schönbrunn in Wien. Dort werden die Tiere nachgezüchtet und in die Freiheit entlassen.

Der Waldrapp kann je nach Geschlecht 60-75cm lang werden und etwa 15-20 Jahre alt. Der gesamte Körper ist schwarz gefärbt, in der Sonne kann er jedoch bläulich bis grünlich, aber auch rötlich-violett glänzen. Der Hinterkopf- und Nackenbereich ist frei von jeglichen Federn und ist daher das Erkennungsmerkmal des Waldrapps. Abgetrennt wird der Kopf vom restlichen Körper durch einen Kranz von längeren Federn, welchen das Tier im Kampf auch aufstellen kann. Der lange Schnabel ist rosarot und leicht nach unten gebogen. Damit kann der Waldrapp im Boden nach Insekten, Würmern, Spinnen und kleinen Amphibien stochern.

Bei der Paarung „verbeugen“ sich die Waldrappen unter lautem „Chrup-Chrup“ (die Rufe der Waldrappe) voreinander, um sich gegenseitig die individuelle Kopfzeichnung zu präsentieren. Gelegentlich kommt es auch zu Kämpfen unter Männchen, aber dabei wird nie ein Tier verletzt.

Ab März beginnt der Waldrapp mit der Brut. Die Elterntiere bauen dazu Nester aus Gras, Zweigen und Blättern in Felswände hinein. Das Weibchen legt zwei bis vier Eier, woraus nach circa einem Monat die Küken schlüpfen. In der Kindheit kümmern sich auch andere Tiere der Kolonie um die Kleinen, und besorgen beispielsweise Futter. Nach weiteren anderthalb bis spätestens zwei Monaten können die kleinen Vögel das Nest verlassen, sie bekommen aber noch einiges von den Eltern gelehrt.

In der Roten Liste vom NABU wird der Waldrapp in der Stufe 0 (in Deutschland ausgestorben) eingeordnet.

Justus Vogel