Kinorezension zum Film “The Circle”

Die Verfilmung von Dave Eggers’ Roman “The Circle” lässt den Zuschauer am Ende etwas ratlos zurück: Mae, die Heldin des Films, ist trotz einer (vom Verhalten am Filmende her betrachtet) nur scheinbaren Verbrüderung mit einem Systemkritiker der Circle-Welt restlos verfallen.
Aber – worum geht’s zunächst?
Mae, gespielt von Emma Watson, bekommt über eine Freundin ein Jobangebot beim “Circle”, einer IT-Firmenkrake, die unendliche viele Daten von ihren Usern sammelt und weiterhin auftürmen will, um angeblich die Welt besser zu machen. Die neuestes Innovation, eine murmelartige Kamera, kann überall problemlos und unsichtbar angebracht werden, um angeblich Leben zu retten, die Welt zu verbessern – so Eamon Bailey, der Firmenchef, gespielt von Tom Hanks. Als Mae bei einem nächtlichen Kanuausflug mit Hilfe einer solchen Kamera tatsächlich gerettet wird, ist sie, obwohl erst ein Guppy, ein Firmenneuling in der Firmensprache, die geeignete Person, um für diese Innovation überzeugend zu werben. Mae ist selbst, obwohl anfangs zwischen Irritation und Begeisterung schwankend, so euphorisiert von der perfekten Circle-Welt, dass sie selbst mit ihren Ideen dazu beiträgt, die Netze des Internetriesen in alle Bereiche des privaten Lebens auszuwerfen; sogar das Wahlrecht soll mit Hilfe der Internetplattform des “Circles” ausgeübt werden. Absolute Transparenz in allen Lebenslagen zu erzeugen ist das Ziel der Firma zum Wohl der Menschheit. Auch Bailey und seine rechte Hand sollen am Filmende, so Maes Vorschlag, ihre Mails offenlegen, was diese erschüttert und was erahnen lässt, was die Firmenchefs wirklich wollen: Absolute Macht durch absolutes Wissen.
Die Botschaft des Films “Sei vorsichtig mit der Verbreitung deiner persönlichen Daten im Internet” wird klar, auch verängstigt das mögliche Szenario einer totalen Weltüberwachung durch einen IT-Konzern, der hinter seiner künstlichen, menschenfreundlichen Fassade nur egoistische Machtinteressen verfolgt. Ärger erzeugt, was sicher im Sinne der Filmemacher ist, zudem das Verhalten Maes, die sich kritiklos, naiv und fanatisch in den Sog dieses Überwachungsunternehmens hineinziehen lässt. Der Film erreicht also sein Ziel. Er regt zum Nachdenken an durch den Entwurf einer dystopischen Welt, die so keiner haben will, die aber viele durch ihr kritikloses Verhalten ermöglichen könnten.

Gastbeitrag: M. Schüssler-Schwab