Interview mit Kraftklub-Frontmann Felix Brummer

Man hätte es auch für einen Aprilscherz halten können, als Felix Brummer (Kraftklub-Sänger) auf meine Interviewanfrage ein Treffen am 01. April im Eiscafé „Buono“ in Chemnitz/Sachsen vorschlug.

Entsprechend aufgeregt und nervös, aber auch neugierig machte ich mich auf den Weg und wurde tatsächlich von Felix vorm Buono begrüßt.

In der modern gestalteten Eisdiele mit eigener Kinderspielecke, die uns als Interviewkulisse diente 😉 , konnte ich mit Felix ein interessantes Gespräch führen.

Die Randale- und Europa-Tour liegen ja nun hinter euch: Wie war es? Welche Erfahrungen nehmt ihr mit?

Das war für uns quasi ein Abschluss der ersten beiden Alben. Nach der ganzen „In-Schwarz“-Sache, also nach unserem zweiten Album, und nachdem wir ganz viele Festivals und Konzerte gespielt haben, wollten wir einen Abschluss machen. Wir haben ja dann im November ein Live-Album heraus gebracht, „Randale“, und da es langweilig ist, es nur herauszubringen, haben wir uns dazu entschlossen, es noch mal live zu spielen. Allerdings nur in 10 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Dann spuckte es uns schon länger in unseren Köpfen herum, außerhalb von Deutschland Konzerte zu geben. Das haben wir bereits auf der Klubtour davor probiert. Da haben wir in Amsterdam, London und Luxemburg gespielt. Das wollten wir weiter forcieren, weil wir diese Vorstellung, als deutschsprachige Band im Ausland zu spielen, ganz lustig fanden. Bei der Europa-Tour hat man dann auch gemerkt, dass immer weniger Deutsche da waren, sondern immer mehr Leute aus dem jeweiligen Land. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

In Paris haben wir dieses Jahr auch gespielt. Dort haben wir die Erfahrung gemacht, dass es nach den Terroranschlägen nicht ganz so leicht ist, einfach mal ein Konzert zu spielen. Im Endeffekt waren auch nur 200 Leute da und der Veranstalter wollte das Konzert schon absagen, weswegen wir es selbst veranstalten mussten. An dem ganzen Abend haben wir 3000 € minus gemacht, also mussten wir 3000 € hinlegen, um ein Konzert zu spielen. Es hat sich aber gelohnt.

Und ganz viele andere lustige Sachen haben wir erlebt. Man reist halt mit seiner deutschsprachigen Band, die man irgendwann mal da drüben im Proberaum gegründet hat, in Europa herum und gibt Konzerte. Das war schon ein sehr schönes Gefühl und mit diesem Gefühl sind wir dann rausgegangen und haben gesagt, jetzt machen wir erstmal Pause.

Ist denn ein neues Album in Sicht?

Nein, ein Album ist nicht in Sicht. Wir hängen jetzt erstmal ab, chillen und machen Urlaub. Klar ist da natürlich auch Musik mit dabei, aber wir haben kein Album geplant. Zum Glück ist die Plattenfirma auch so, dass sie sagt, lasst es langsam angehen.

Wie läuft denn generell so eine Albumplanung ab? Wie lange dauert dieser Prozess?

Das dauert schon lange. Das zweite Album „In-Schwarz“ haben wir zum Beispiel angefangen, während wir das erste Album noch getourt haben. Wir hatten einfach keine Lust mehr immer nur diese „Mit K“- Songs zu spielen. Dafür haben wir schon ungefähr ein Jahr gebraucht.

Ihr seid ja sehr Heimat verbunden. Kannst du dir auch vorstellen in einem anderen Bundesland oder sogar im Ausland zu leben?

Kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Wir sind nicht direkt Heimat verbunden mit der Region an sich, sondern mit den Leuten, die wir hier haben, also Family und Freunde. Aber klar, der Gedanke kommt einem immer mal, gerade wenn man im Osten aufgewachsen ist. Da gibt’s immer mal Momente, wo man denkt „Oh Gott, am liebsten würde ich jetzt abhauen und irgend woanders hinziehen“ und das Wetter ist auch nicht so toll hier. Ich würde gerne in den Süden ziehen, aber geplant ist nichts.

Bald findet ja das Kosmonautfestival in Chemnitz statt: Mit wem und wann habt ihr es gegründet?

Das haben wir fünf gegründet. Beim ersten Mal hat es 8 € Eintritt gekostet und da haben wir unter falschem Namen gespielt. Außer uns sind auch lokale Bands und Frittenbude aufgetreten. Von Jahr zu Jahr wurde es immer professioneller und immer mehr Leute, die sich wirklich auskennen, haben mitgemacht. Ab einem gewissen Zeitpunkt hat man aber auch keine Lust mehr das alles selber zu machen. Ich wüsste zum Beispiel nicht, wen ich anrufen müsste, wenn ich 500 Dixie-Toiletten oder 15 Kilometer Bauzaun bräuchte. Zum Glück gibt’s da Leute, die das wissen.  Es ist sehr schön, dass uns das abgenommen wurde. Von Jahr zu Jahr ist es auch immer größer geworden und jetzt geht’s ins vierte Jahr.

Auf wen freust du dich in diesem Jahr besonders?

Den geheimen Headliner kann ich jedem ans Herz legen. Das wird sehr, sehr spektakulär. Ansonsten bin ich tatsächlich eher auf das Mittelfeld bedacht. Dann freue ich mich auch sehr auf Wanda, die letztes Jahr nicht spielen konnten. Es gibt auf jeden Fall sehr viel, worauf ich mich sehr freue.

Stellt ihr fünf das Line-Up zusammen? 

Ja, das machen wir fünf zusammen mit unserer Booking-Agentur und mit den Leuten, die mit am Festival arbeiten. Wir treffen uns einmal im Monat und besprechen dann, welche Bands wir buchen wollen. Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass man nicht jeden buchen kann, den man gerne buchen würde. Dann versucht man halt ganz viele Leute anzufragen, das ist hartes Festival-Booker-Geschäft.

Wie kam es eigentlich zum Namen „Kosmonautfestival“?

Wir haben hier in Chemnitz ein Kosmonautenzentrum. Das ist so was wie eine Raumsimulation und dort machen Kinder Führungen für die Leute, die sich das anschauen wollen. Damals haben wir auch den ersten Festival-Trailer mit diesen Kids gedreht.

Die letzte Folge eurer eigenen Radiosendung „Radio mit K“ habt ihr ja im Chemnitzer Club Atomino aufgenommen.  Macht ihr das jetzt immer so? Und wenn ja, wer kann zur Sendung kommen?

Wir planen tatsächlich, es öfter in Chemnitz im Atomino zu machen, weil es ganz lustig und etwas anderes ist die Sendung mit Publikum aufzuzeichnen. Das Atomino hat vor kurzem im Internet eine Veranstaltung für die nächste Radio mit K-Sendung erstellt und obwohl wir diese Veranstaltung nicht geteilt haben, haben 700 Leute Interesse gezeigt. Ins Atomino passen allerdings nur 100 Leute mit Stühlen rein. Deshalb überlegen wir gerade, wie wir das machen. Vielleicht verlosen wir es.

Ich bin ja von der Schülerzeitung und da interessiere ich mich auch sehr für deine Schulzeit. Wie war diese für dich? 

Ehrlich gesagt hatte ich schon immer Probleme in der Schule und mit Autoritäten, also dementsprechend auch mit Lehrern. Es war nicht immer einfach in der Schulzeit, für meine Eltern vor allem, glaub ich. Im Endeffekt habe ich aber alles geschafft und bin mit meinem Abi raus. Es hat alles mit Ach und Krach hingehauen und bevor ich studieren konnte, kam mir Gott sei Dank die Musikkarriere dazwischen.

Was wolltest du denn studieren?

Das hätte ich gar nicht gewusst. Ich hätte einfach irgendwas studiert, um Bafög zu bekommen.

Welche Lebenspläne hast du noch?

Da habe ich immer mal wieder drüber nachgedacht. Ich hoffe, dass ich irgendwann sagen kann, wenn ich keine Lust mehr habe Kraftklub zu machen, dass ich dann sagen kann, es war schön und anschließend etwas anderes mache. Das fände ich ganz cool, weißt du, diesen Moment zu erkennen, anstatt einfach weiterzumachen, weil man denkt, das muss man jetzt machen, weil man nichts anderes gelernt hat. Ich traue mir das aber zu, dass ich es hinbekomme, etwas anderes in meinem Leben zu machen, als nur auf einer Bühne rumzuhampeln.

Welche Botschaft würdest du den Lesern mit auf den Weg geben?

Ich kenne ganz viele Leute, die in der Schule sehr schlecht waren und die jetzt sehr angesehene Berufe haben und finanziell gut dastehen. Ich hoffe, dass Schüler sich nicht davon klein kriegen lassen, wenn sie Kack-Zensuren haben und dass sie nicht denken, dass sie weniger wert sind, als jemand, der sehr gute Zensuren hat. Das bedeutet einfach nur, dass man versuchen muss, anders klar zu kommen. Dieses Schulsystem, das lineare Lernen, so wie es jetzt existiert, also dass vorne ein Lehrer steht, etwas erklärt und wenn man es möglichst genau wiedergibt, ist man sehr gut, finde ich kontraproduktiv für das, was später wirklich von einem in der Erwachsenenwelt verlangt wird. Dort ist oftmals keiner, der einem sagt, so muss man das machen und wenn man es genauso umsetzt, klappt das gut. Es ist viel interessanter, wenn man sich selbst Gedanken macht. Das sollte meiner Meinung nach in der Schule gefördert werden.

Außerdem würde ich Computer-Unterricht als Pflichtfach einführen. Die Schüler sollten in Social Media geschult werden und den Umgang damit erlernen.

Ich finde es z.B. nicht gut, dass schon 12-jährige Zugang zu Internetseiten haben, die noch gar nicht für sie bestimmt sind. Da prasselt einiges auf einen ein und mancher weiß nicht damit umzugehen. Das ist sehr kritisch.

Dann würde ich den Schülern auch noch gerne mit auf den Weg geben, dass sie ihre Mitschüler nicht über das Internet mobben sollen, denn das bleibt für immer da. Früher zu meiner Schulzeit wurden die Kinder noch in der Schule gemobbt und zu Hause hat das Mobbing aufgehört. Heute geht das im Internet die ganze Zeit weiter und das finde ich ekelig.

Das waren auch schon meine Fragen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

Sehr gern!

Nina Bohn